Taiko

Eine allgemein gültige Definition von Taiko zu finden, ist kaum möglich, so viele unterschiedliche Gruppen und Stile gibt es. Was sie aber doch alle gemeinsam haben, sind natürlich die namensgebenden japanischen Trommeln, die Taikos! Und immer wird Taiko mit vollem Einsatz der Körpers gespielt und ebenso spielt die visuelle Komponente dabei eine große Rolle, im Gegensatz zur europäischen klassichen Musiktradition, die vornehmlich das Ohr bedient.

 

Trommeln gibt es schon lange in Japan. Ursprünglich kamen die Trommeln aus China und Korea nach Japan, wo sie über viele Generationen von Taiko-Herstellern hinweg bis zu ihrer heutigen Form perfektioniert wurden. Taikos wurden in Japan militärisch eingesetzt, kamen in den klassischen japanisches Formen des Theaters vor oder bei religiösen Ritualen. Japan pflegt auch eine traditionsreiche Festkultur. So gibt es kaum ein Dorffest, bei nicht in irgendeiner Form getrommelt wird, auch in Verbindung mit anderen Instrumenten wie z.B. Flöten. Auf den Festen gab es jedoch früher in der Regel nur sehr wenige oder gar nur einen Trommler und keine größeren Gruppen. Die japanischen Festtrommler sind also nicht das, was die Zuschauer moderner Taiko-Gruppen in Japan und im Rest der Welt meist zu sehen und hören bekommen. Denn die modernen Gruppen spielen üblicherweise eine weiterentwickelte Form von Taiko, oft mit traditionellen Bezügen, aber nicht immer. Diese Form von Taiko hatte seine Anfänge in den 1950er Jahren in Japan.

 

Maßgeblich an der Entwicklung des modernen Taiko beteiligt war Daihachi Oguchi. Der ursprünglich als Jazz-Drummer aktive Oguchi kam durch Zufall auf die traditionellen japanischen Trommeln und gründete eine der ersten größeren Taiko-Gruppen, Osuwa Daiko. Er vergrößerte die Anzahl an Trommlern und gab ihnen verschiedenen Trommeln und Aufgaben. Hier spielte sein Hintergrund als Jazz-Drummer eine Rolle. Und er brachte Taiko auch auf die Konzertbühne, so wie westliche Musik auch damals schon aufgeführt wurde, anstatt dass es nur auf Festen gespielt wurde. Man kann also das moderne Taiko gar nicht alleine als pur japanische Angelegenheit betrachten, sondern muss es als Ergebnis der gegenseitigen Beeinflussung verschiedener Kulturen sehen. Wenn Gruppen in anderen Ländern Taiko spielen, dann handelt es sich zumindest teilweise in irgendeiner Form um einen Re-Import!

 

Die Anzahl der Taiko-Gruppen in Japan zu beziffern ist sehr schwierig, allerdings muss man wohl von mindestens 1000 Gruppen ausgehen. Nur wenige Gruppen davon sind so professionell, dass sie auch international auf Tour gehen. Die wenigen Gruppen, die vor allem in Europa bekannt geworden sind und somit hier zur Bekanntheit des Taiko beigetragen haben sind: Kodo, Ondekoza, Yamato, TAO und Gocoo. Diese Gruppen stellen natürlich nur einen kleinen Ausschnitt aus der vielfältigen Taiko-Kultur Japans dar, prägen aber wegen ihrer Präsenz vor allem in Deutschland das Bild von Taiko, den japanischen Trommeln. Das geht so weit, dass eine beliebte Verwechslung darin besteht, dass angenommen wird, die japanischen Trommeln hießen "Kodo-Trommeln" und nicht "Taiko". So sehr hat sich der Name der schon lange in Deutschland auftretenden Gruppe Kodo als Synonym für Taiko verbreitet.

 

Die Anzahl der deutschen Taiko-Gruppen in der immer noch jungen deutschen Taiko-Szene hat sich in den letzten 15 Jahren stark vergrößert, im Gegensatz zu nur sehr wenigen Gruppen in den 90er-Jahren. Es wird spannend zu sehen, wie sich die Taiko-Gruppen und Schulen in Zukunft weiter entwickeln werden!

 

Es sei jedem, der sich für Taiko interessiert, empfohlen, sich auf den zahlreichen Websites der vielen Gruppen ein mal umzuschauen. Youtube ist auch eine gute Quelle um sich ein Eindruck von den verschiedenen Taiko-Stilen zu machen. Die Seite des Taiko-Center (englisch) bietet eine gute Zusammenfassung der Geschichte des Taiko, ohne jedoch die Entwicklung der Taiko-Szene in Europa mit einzubeziehen.