Die Art in Kion Dojo zu trommeln unterscheidet sich deutlich von den Stilen vieler anderer Taiko-Gruppen in Deutschland und in anderen Ländern. Die Kombination aus fließenden Bewegungen, fortgeschrittenen Trommeltechniken, akzentuierten Grooves und kreativem Songwriting ist in dieser Form nur in Kion Dojo oder den Partner-Dojos von Kion zu finden (dies ist keine Qualitätsaussage zu anderen Taiko-Stilen!)
Move - Die Bewegungen
Die Bewegung an sich und die Art wie die Bewegungen ausgeführt werden spielen in jedem Taiko-Stil eine entscheidende Rolle, so natürlich auch in Kion Dojo. Das besondere an den von Kaoly Asano (Leiterin von Tawoo & Gocoo) entwickelten Trommelbewegungen ist deren Fluss und Balance, die dem Trommler viel Platz für die Entfaltung der Bewegung lassen. Dieser Taiko-Stil ist körpergerecht und setzt Energiereserven anders frei, als ein fester, überwiegend auf Muskelkraft setzender Trommelstil. Wenn man Kaoly Asano, ein zierliche kleine Frau aus Japan ein mal live an der Taiko gesehen und gehört hat, versteht man, was damit gemeint ist. Ihr Bachi trifft die Taiko mit einer solchen unglaublichen Wucht, zugleich bewegt sich ihr Körper dabei grazil und locker. Ohne genau diese richtige Balance aus Spannung und Lockerheit wäre diese beeindruckende Spielweise niemals möglich. Der ganze Körper bewegt sich bis in die letzte Zelle mit und nutzt die Regeln der Physik und Schwerkraft optimal aus.
Kein Trommler in Kion Dojo muss den Anspruch haben, so zu trommeln wie Kaoly Asano, aber es gibt unglaublich viel durch die Beobachtung ihrer Bewegungen zu lernen. Zudem, und das ist ausdrücklich auch Kion-Stil, trommelt jeder Mensch anders. Frau oder Mann, groß oder klein, kräftig oder weich gebaut, jeder bringt anatomisch andere Voraussetzungen mit. Deswegen ist nicht Uniformität das Ziel des Unterrichts, sondern gerade die Vielfalt der Trommelstile wird als Vorteil gesehen.
Zu den großen Bewegungen, bei denen der ganze Körper mitgeht, gibt es auch die schnell gespielten und feinen Bewegungen, bei denen es besonders auf eine Mischung aus Fingertechnik und Nutzung der
Rebounds ("Rückprall") der Taiko ankommt. Diese Techniken werden mit Einsteigern geübt, genauso wie mit Fortgeschrittenen in zunehmendem Schwierigkeitsgrad.
Groove - Die Musik
Die Bewegungen im Kion-Stil haben ein besondere Art von Musik und Groove zur Folge, genauso wie die Stücke von Kion diese Trommeltechniken brauchen um "richtig" zu klingen. Charakteristisch
für den von Tawoo und Gocoo beeinflussten Kion-Stil ist vor allem: Vielschichtigkeit, Groove und
Improvisation!
Die Vielschichtigkeit im Kion-Stil entsteht dadurch, dass die Stücke in der Regel aus mehreren gleichzeitig gespielten Parts/Stimmen zusammengesetzt sind. Diese Parts sind oft so verwoben, dass sie ein tiefes Rhythmusgeflecht ergeben, in das der Hörer eintauchen kann und in dem er auch nach langem und wiederholten Hören immer wieder Neues entdecken kann. Da viele der Stücke auch Trommelsets aus 2 oder mehr Taikos einsetzen, entstehen zusätzlich auch melodiös-rhythmische Patterns, die den Sound erweitern. Für klangliche Bereicherung sorgen auch die verschiedenen japanischen und nicht-japanischen Percussion-Instrumente, die neben den im Zentrum stehenden Taikos zum Einsatz kommen.
Der Groove im Kion-Stil ist auch ein zentrales Element. Die Phrasierung der Rhythmen klingt manchmal weniger nach „typisch Taiko“, sondern eher nach Jazz und Funk, Afrika oder Brasilien. Das kommt nicht daher, dass im Kion-Stil diese Musikrichtungen kopiert werden, vielmehr sind alle diese Musikrichtungen genauso wie der Kion-Stil von einer universellen menschlichen Empfindung von Groove beeinflusst. Das hat dann manchmal ähnlich klingende rhythmische Elemente zur Folge. Der Groove im Kion-Stil ist nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen und zu spüren. Denn der Körper bewegt sich im Groove, im Beat mit und so wird der ganze Mensch zur trommelnden, groovenden Einheit. Was ein Trommler spürt, ist das Ergebnis des Grooves seiner Mitspieler mit denen er in einem wechselseitigen Verhältnis steht. Und dies überträgt sich auch auf die Zuschauenden.
Als drittes zentrales Element gibt es in Kion Dojo die Improvisation. Denn hätten die Stücke ausschließlich eine feste vorgegebene Form, würde ihnen einiges fehlen. Improvisation lockert die Form auf und gibt Platz für Spontanität. Improvisation ist auch oft der Ausgangspunkt für neue Kion- oder Taikoon-Stücke. In Jam-Sessions spontan entstandene Rhythmusbausteine werden gefestigt, weiterentwickelt und zu Stücken zusammengefügt. Eine Arbeitsweise, die in Rock-Bands üblich ist. Dies trifft hier mehr zu, als das Bild eines klassischen Komponisten.
Der Kion-Stil geht nicht ohne „Feeling“, hier passt gefühlt das englische Wort besser als das deutsche „Gefühl“. Das Feeling für die Bewegungen des eigenen Körpers, das Feeling für den Groove, das Feeling für die Mitspieler, das Feeling für die Musik, das Feeling für den Moment und die Improvisation. Das bedeutet wache Sinne und Offenheit für die Umgebung. Wenn all das zusammenkommt, dann ist das der Kion-Stil!